Sind Menschen mit einer HIV-Infektion besonders vom Coronavirus bedroht?

Die meisten Menschen, die an Covid-19 erkranken, haben nur leichte bis mittelschwere Symptome und werden wieder gesund, ohne dass sie eine ärztliche Behandlung benötigen. Zur Risikogruppe zählen insbesondere ältere Menschen und solche, die chronische Vorerkrankungen aufweisen. Sind Menschen mit einer HIV-Infektion demnach besonders vom Coronavirus bedroht? 

Das kommt darauf an, wie schnell und gut die Infektion behandelt wurde. HIV-positive Menschen, die frühzeitig diagnostiziert und therapiert wurden, haben heute eine hohe CD4-Zellzahl (weiße Blutkörperchen) und eine Viruslast unter der Nachweisgrenze. Sie verfügen demnach über ein stabiles Immunsystem, ein erhöhtes Risiko für Covid-19 ist zunächst nicht erkennbar.

Ein geschwächtes Immunsystem dagegen haben solche Personen, die HIVpositiv sind und noch nichts davon wissen, aber auch HIV-Patienten, die ihre Diagnose erst spät erhalten haben. Ihr Immunsystem muss sich permanent um das HI-Virus kümmern, weshalb eine Infektion mit Covid-19 bei ihnen einen deutlich schwerwiegenderen Verlauf nehmen könnte.

Die aktuelle Corona-Pandemie zeigt uns eindrücklich, wie wichtig der Schutz vor einer Infektion und das Wissen darüber ist, ob man infiziert ist. Das gilt nicht nur für SARS CoV-2, sondern auch für das HI-Virus. Deshalb ist es für die Arbeit der Deutschen AIDS-Stiftung von höchster Bedeutung, HIV-Neuinfektionen zu vermeiden und HIV-positiven Menschen, die von ihrer Infektion noch nichts wissen, den Zugang zur Diagnose und Behandlung zu ermöglichen.

HIV und Aids sind immer noch nicht heilbar. Jeden Tag infizieren sich mehr als 4.600 Menschen weltweit neu mit dem HI-Virus. Prävention und Aufklärung bleiben daher das oberste Gebot.

Auszug aus: Stiftung konkret 01/2020 »