Tadschikistan / Stabilisierungsfonds
Jugendliche bei einem Workshop des tadschikischen Netzwerks von Frauen mit HIV
„Ich habe keine Angst vor HIV. Ich habe Angst, nicht verstanden zu werden“
Das tadschikische Netzwerk von Frauen mit HIV kümmert sich seit 2011 um Jugendliche mit HIV, um junge HIV-positive Mütter und um Eltern, die zum Beispiel unsicher sind, wie sie ihren Kindern erklären sollen, dass diese HIV-positiv sind. Die Nachfrage ist groß. Viele Familien sind auf der Suche nach Rat und Unterstützung.
Im Mai stand das Netzwerk vor großen Herausforderungen. Weil die Trump-Regierung USAID-Mittel gestrichen hatte, musste das Projekt wie sehr viele andere HIV-Projekte auf der ganzen Welt neue Finanzierungsquellen suchen. Die Deutsche AIDS-Stiftung half mit 9.000 Euro aus ihrem Notfallfonds. So konnte das Netzwerk drei Monate überbrücken.
Fünf Gruppentreffen von HIV-positiven Eltern, 50 Krisen-Beratungen, drei Workshops für Mütter, mehrere Trainings für Jugendliche mit HIV, 100 unterstützte Familien – die Deutsche AIDS-Stiftung hat mit ihrem Überbrückungsgeld wichtige Angebote gerettet.
Lernen, über Gefühle zu sprechen
Eltern sind nicht immer stark. Auch sie haben Ängste und Sorgen: vor dem Tod, vor sozialer Ächtung, davor, ihre Kinder nicht gut genug zu erziehen. Psychologisch geschulte Fachleute ermutigen die Eltern in Workshops sensibel, über diese Gefühle zu reden. Sie fragen zum Beispiel
„Wovor fürchtest du dich?“
„Dass meine Kinder wegen HIV sterben könnten, dass sie keine Zukunft haben“, berichten Mütter und Väter. Die Psychologen helfen, die negativen Gedanken zu durchbrechen. Dazu erarbeiten Sie gemeinsam Strategien. Denn nur Eltern, die nicht emotional erschöpft sind, können eine offene und vertrauensvolle Beziehung zu ihren Kindern aufbauen.
Die Trainer laden auch erfahrene HIV-positive Eltern ein. Diese berichten, wie sie gelernt haben, mit ihren Ängsten umzugehen: Auf sich selbst achtgeben. Unsicherheiten im Leben akzeptieren. Tun, was in der eigenen Kontrolle liegt. An sich glauben. Auf die Zukunft vertrauen.
Hilfreich waren Berichte von Eltern, die es geschafft haben, ihre jugendlichen Kinder zu motivieren, die HIV-Medikamente regelmäßig zu nehmen. Ein Rat aus der Gruppe: ehrlich und offen darüber sprechen und erklären, warum die Medikamente so wichtig sind. Und: positiv motivieren. Den Jugendlichen sagen, dass sie Sport treiben können, dass sie stark und gesund bleiben, wenn die Medikamente das Virus in Schach halten.
Kinder über ihre Infektion aufklären
In einem bereits bewährten Training erfahren Eltern, wann der richtige Zeitpunkt ist, die Kinder zu informieren. Warum es wichtig ist, dass die Jungen und Mädchen Bescheid wissen. Die Fachleute haben Antworten auf drängende Fragen der Mütter und Väter, zum Beispiel, was passiert, wenn andere von der Infektion der Kinder erfahren und wie sie damit umgehen können.
Alles findet in einer sicheren und offenen Atmosphäre statt. „Das erste Mal habe ich das Gefühl, dass ich eine Stimme habe und das Recht, gehört zu werden“, sagten Eltern.
Training für Jugendliche
In offenen Diskussionen, Rollenspielen, Gruppenarbeit und Kreativen Aktivitäten setzen sich Jugendliche mit ihrer Infektion und der Atmosphäre in ihrer Familie auseinander. „Ich habe Angst, nicht verstanden zu werden“, sagen sie. Oder „Wenn es Vertrauen gibt, ist es nicht schlimm, mit den Eltern zu reden.“ 80 Prozent der Jugendlichen wollten Folge-Treffen, bei denen ihre Mütter und Väter dabei sind.
Und Jugendliche, die bereits an Workshops des Netzwerks teilgenommen haben, berichten, dass sie viel gelernt haben. Dass sie und selbstbewusster durchs Leben gehen. Sie haben Ziele, ergreifen die Initiative für ihr Leben und haben gelernt: HIV bestimmt nicht meine Zukunft!
Die jungen Menschen können heute sagen:
„Wir sind nicht die Diagnose! Wir sind Menschen, die Respekt verdienen!“





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